Der Gistl-Gedenkstein und der Gistl-Brunnen bei Haldenwang


 Der Gistl-Gedenkstein und der Gistl-Brunnen bei Haldenwang

verkürzt nacherzählt aus dem Buch von Luise Haltmayer (2002): Haldenwang. Die Geschichte ist von Thomas Schieche sehr schön erzählt.
 
Direkt am Zusammenlauf der Wege von Winterbach, Rechbergreuthen, Glöttweng und Haldenwang lag einst die äußerste Haldenwangsche Ansiedlung. Baron Freyberg wusste von dieser Ansiedlung und dass sie gegen ein Anwesen in Glöttweng eingetauscht worden war. Auch wusste man, dass das Anwesen der Familie Gistel gehört habe und diese "aus dem Wald gekommen seien."
 
Karte aus Matricula Online (kleiner Ausschnitt)
 
Gistel, der Name ist hier bekannt; zum einen gibt es einen Gistel-Brunnen, zum anderen ein Marterle im Fetzer Wald, auf dem steht: "Oswald Gistl von Glöttweng starb eines schnellen Todes in einem Alter von 53 Jahren, der christliche Leser bete für ihn ein Vater unser und gib ihm die ewig Ruh." Dazu stellt eine Abbildung einen Menschen dar, wie er durch Baumstämme, die von einem Fuhrwerk herunterstürzen, zu Tode kommt.
 
Wer war dieser Oswald Gistl? Warum war er so tief im Wald verunglückt? Was war geschehen? Warum bekam er diesen Gedenkstein, der an seinen Tod erinnert? Wie geht das, dass dieser Stein heute noch erhalten ist nicht, wie viele andere Marterle auch, einfach irgendwann, als die Menschen vergessen waren, verschwunden sind? Viele Menschen sind gestorben und haben keinen Gedenkstein bekommen, der bis heute erhalten geblieben ist und an ihn und sein Schicksal erinnert. 
 
Ich habe recherchiert. War gar nicht so leicht, denn Oswalds Vater heißt auch Oswald und man muss schon genau hinsehen, will man die Vorkommnisse rekonstruieren.
 
Der verunglückte Oswald war der Urenkel des ersten in den Kirchenbüchern von Glöttweng erwähnten Joseph Gistl (+14.4.1740). Dessen Vater, ebenfalls mit Namen Oswald, hatte die Tafernwirtschaft geerbt und mit Juliane Kaiser, einer damals sehr jungen Frau bewirtschaftet. Gleichzeitig scheint immer dieses Anwesen im Wald existiert  zu haben, zu dem die Gistls wohl  eine besonder Beziehung gehabt haben müssen. Aber ich verlasse das Reich der Mutmaßungen:

Der Gedenkstein ist auf den 7.6.1856 datiert. Man erkennt, dass Oswald wohl mitten im Wald, 4 km entfernt von seinem Heimatort Glöttweng im Wald beim Holzmachen durch ein Unglück zu Tode gekommen ist. So weit im Wald unterwegs? Warum und wofür mitten im Juni, wo  man sicher nicht notwendig gemachtes Holz benötigt?
 
Aber dann fügt sich eine Quelle zur anderen. Ich bekomme Informationen, dass es da auch noch einen Gistl-Brunnen gibt. Und dann verstehe ich auch den Artikel bei Frau Haltmayer von Herrn Schieche:  

Dieser Gedenkstein ist gar nicht weit entfernt vom sog. "Gistelbrunnen". Ich konnte in den Kirchenbüchern nachrecherchieren, dass die Familie Gistl hier im Wald, ca. 4km vom Ortskern in Glöttweng entfernt, gelebt hat. Es kamen dort einige Kinder zur Welt, die in den Kirchenbüchern vermerkt sind. 

Es stand hier eine Wohnstatt mit der Nr. 70, die erst seit 1865 zu Haldenwang gehört, zuvor zu Glöttweng. Es ist vielleicht gar nicht abwegig, das Bestehen der Wohnstatt im Hochwald bereits während des 30jährigen Krieges anzunehmen. Denn es gibt eine geschichtliche Quelle, die besagt, dass nach dem Durchzug der Schweden und der Pest keine Menschenseele mehr in Landensberg und Glöttweng zu finden war. Vielleicht haben die Menschen sich damals ja im Wald versteckt und es gab den Brunnen mit Wohnstatt bereits.

Auf alle Fälle werden Fotos eingestellt, sobald wir die Stelle besucht haben. ... freu mich schon...