84 - 85 Wieland / Waldbüßerin

 

84-85 Johann Conrad Wieland (1773-1842) und Katharina Dorothea Waldbüßer (1773-1855)

Johann Conrad Wieland (1773-1842 und Nr. 84) und Katharina Dorothea Waldbüßer (1773-1855) werden bei der Hochzeit meines dreifachen Urgroßvaters Georg Michael Wieland (1801-1861; Nr. 42) als dessen Eltern genannt. Verortet sind die beiden in Walklensweiler und Neuhütten, also wieder im Mainhardter Wald auf den wiesenreichen Anhöhen auf Stubensandstein. Überrascht stellte ich fest, dass zu diesem Paar keine Hochzeit zu finden war. Die beiden waren offensichtlich nicht verheiratet. Trotzdem werden sie bei der Hochzeit des Georg Michael als dessen Eltern angegeben. 

 
Blick vom Steinknickle / Neuhütten ins Tal

Zu Johann Conrad Wieland (1773-1842)

Außergewöhnliches findet sich in den Kirchenbüchern: Der Vater, unser Johann Conrad heiratet gerade mal 5 Wochen nach der Geburt seines Sohnes am 04.08.1801 bereits zum 11.9.1801 eine andere Frau und ich frage mich, welche Geschichte dahinter steckt.

Diese andere Frau ist Rosina Dorothea Merkle oder Märkle aus Finsterrot. Beide Väter haben einen Beruf oder eine Bezeichnung, die ich leider nicht lesen kann, vielleicht Juwahand oder ähnliches. Der eine war „Juwahad in Neuhütten“, der andere „Juwahaad in Finsterroth“. Vielleicht war das eine Funktion, die etwas mit Recht und Ordnung zu tun hatte? Für einen Tipp wäre ich dankbar. 

 



Sieht man das mal genauer an, bemerkt man, dass Rosina Dorothea Merkle, geb. im September 1784, bei der Heirat im Jahr 1801 wohl gerade mal 17 Jahre alt geworden war, während Johann Conrad 28 Jahre zählte – übrigens das gleiche Alter wie Katharina Dorothea. Aus dieser Ehe gingen 8 Kinder hervor, aber auch hier sieht man bei genauerem Hinsehen, dass der Pfarrer vermerkte, die Eheleute seien seit 1811 nicht mehr beieinander gewesen. Bis dahin kamen 3 Kinder zur Welt, von denen nur eines das Erwachsenenalter erreichte. Im Familienblatt ist auch vermerkt, dass Johann Conrad Häusler in Neuhütten und Bürger in Gschwind ist. Was bedeutet „Bürger in Gschwind“? Ist hier das Gschwend bei Gaildorf gemeint? Johann Conrad ist dann laut Kirchenbucheintrag im Jahr 1821 mit seiner Familie nach Neuhütten auf den Kühhof gezogen ist und ich vermute, dass die nach 1811 geborenen Kinder von einem anderen Mann sind, dessen Namen leider auch kaum entzifferbar ist. Neugierige können sich gerne versuchen.

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Johann Conrad Wieland verstirbt am 23. April 1842 mit 69 Jahren an Husten.

 

Zu Katharina Dorothea Waldbüßerin (1773 – 1855)

Was aber ist aus der Mutter Katharina Dorothea Waldbüßerin aus Walklensweiler geworden? “ 

Sie kam am 2.8.1773 als Tochter von Johann Martin Waldbüßer, Bauer in Walklensweiler und Maria Elisabeth, geb. Huber zur Welt. Walklensweiler ist eine Wohnstätte nicht weit in östlicher Richtung von Neuhütten in einer wunderschönen Wiesengegend gelegen, fernab vom Verkehr und dem Getöse der Welt. Von hier aus ist es nicht mehr weit zum Abbruch hinunter ins sehr romantische Brettachtal mit Blick auf die Burg Maienfels. Die Gegend besteht aus Stubensandstein und ist nicht besonders fruchtbar, dafür aber heute ein Schatz für  den Menschen, denn es haben sich sehr viele seltene Pflanzen erhalten, die man heute in der Industrielandschaft der Nahrungsmittelproduktion nicht mehr finden kann.

Der Stubensandstein hat seinen Namen von seinem Nutzen für die Menschen. Mit dem vor vielen Jahrtausenden angeschwemmten Sand fegte man die Stuben aus. Also hier gab es Sandstein, Wiesen, sauberes Wasser und Tierhaltung, davon und vom Handel lebten die Bauern hier. 

Walklensweiler Anfang Juli 2021
 

Als also unsere Katharina Dorothea Waldbüßer in ihrem entlegenen Weiler dort oben 27 Jahre alt ist, bringt sie - 221 Jahre bevor ich das hier schreibe - am 4.8.1801 ihren unehelichen Sohn zur Welt, meinen Vorfahren Georg Michael Wieland (1801 – 1861. Nr. 42). Im Familienbuch ist er verschämt unten an die Liste der Kinder angefügt und fast meinte man, es sei ein Kind der Familie, wenn da nicht jemand nachträglich „Wieland“ hingekritzelt hätte und wenn das Geburtsdatum nicht so gravierend abweichen würde. Also lebte mein Vorfahr damals – vielleicht gemeinsam mit seiner Mutter – in Walklensweiler, als die Familienblätter aufgezeichnet wurden. Er wird später Weber und Bürger in Brettach. 

Aber das ist eine andere Geschichte!

 Zunächst habe ich vermutet, dass Katharina Dorothea bei der Geburt verstorben ist, aber ich fand keine Todeseinträge, dann suchte ich in Neuhütten. Bei einer weiteren Suche nochmals auf dem Familienblatt fand ich dann den Hinweis „verheiratet in Hütten“. Ich suchte also weiter und siehe da, ich wurde fündig. Zwar ist nun die Heirat doppelt eingetragen, einmal in Maienfels, einmal im Kirchenbuch Mainhardt, aber da die Daten übereinstimmen, und auch der gleiche Mann geheiratet wurde, haben die Kirchenbuchschreiber vielleicht der Vollständigkeit halber die Hochzeiten in beiden Kirchenbüchern erwähnt. 

Katharina Dorothea heiratet also am 1. Juli 1818 mit 44 Jahren den Michael Hafner, der in der Urkunde von Mainhardt eindeutig Bauer und Bürger auf dem Württemberger Hof bei Hütten ist. Ihr Familienstand wird mit ledig, seiner mit Wittwer angegeben. Und der Mann, den Katharina Dorothea heiratete, wurde in Hütten, wahrscheinlich im Württemberger Hof am 2.2.1768 geboren, ist also 5 Jahre älter als Katharina. Sie lebten dann 21 Jahre gemeinsam hier. Während Michael Hafner am 16. Februar 1839 im Alter von 71 Jahren stirbt, überlebt Katharina Dorothea ihn um 13 Jahre und stirbt mit 82 Jahren an Altersschwäche. Ich vermute, dass sie weiter im Württemberger Hof geblieben ist.

Zu meiner Überraschung fand ich einen Sohn von Katharina Dorothea und Michael Hafner, der allerdings bereits am 8. Januar 1800 geboren wurde. Die beiden werden als Eltern im Kirchenbuch zur Heirat des Sohnes angegeben. Das sind 18 Jahre vor der Verheiratung. Und noch vor meinem Vorfahren und lange vor ihrer Heirat mit Michael Hafner. Aber das klärte sich auf: im Geburtseintrag und einer Eintragung im Kirchenbuch Waldenburg ist eine Margarethe Hafner, geb. Wieland als Mutter eingetragen, da wurde wohl etwas falsch aufgezeichnet.

Sauergraswiesen bei Walklensweiler Anfang Juli 2021

Die Vorfahren der Familie Waldbüßer kann man in der Plattform familysearch von Walklensweiler bis hinunter nach Weinsberg (1625) nochmals 4 Generationen zurückverfolgen. Allerdings ist hier mit den Daten Vorsicht geboten. Zu oft stimmen sie nicht. Hier sind aber nachweislich die Familien Huber, Gall und Bauer beteiligt.

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