8 Gottlieb August Fuchs

Gottlieb August Fuchs (19.9.1866-30.1.1935) und Friederike, geb. Knölle (17.1.1868-24.2.1937)

Gottlieb August Fuchs (*19.9.1866, + 30.01.1935) ist mein Urgroßvater väterlicherseits. Er ist der Sohn von Christine Luise Fuchs (3.11.1844 Sülzbach - 3.9.1908 Mannheim).  

Das Schicksal meiner Ururgroßmutter Christine Luise Fuchs hat mich sehr beschäftigt.  Wie erging es damals einer jungen Frau, die ungewollt schwanger geworden war und der Vater des Kindes zwar erlaubt hat, dass sein Sohn seinen Namen führen darf  (wie edel!), aber dann einfach nach Amerika ausgewandert ist - ohne sie? Warum wurde sie zur Schwester in ein entferntes Dorf geschickt zur Entbindung? Was geschah dort und hat sie ihr Kind überhaupt erzogen? Dieses Kind, mein Urgroßvater, wie hat er gelebt? 

Ich habe doch noch einiges herausgefunden, durch Gespräche aus meiner Kindheit mit Onkeln und Tanten, durch Erzählungen meines Vaters, der doch manches Mal von seinen Großvater berichtete und durch meine mir angeborene Neugierde, durch Recherchieren und Kombinieren.
 
 
Aber zurück zu Gottlieb August Fuchs, geboren in Cleversulzbach als unehelicher Sohn der Christine Luise Fuchs, die aus Sülzbach (Obersulm) stammte, ihr Vater aus Marbach. Die ältere Schwester der Mutter, die Christine Wilhelmine Merz, geb. Fuchs war in Cleversulzbach mit dem 25 Jahre älteren Bürger und Brauer Balthas Gottlieb Merz verheiratet. Dorthin war Christine Luise mit 21 Jahren gegangen, um ihr uneheliches Kind zu bekommen. Christine Wilhelmine steht in den Kirchenbüchern neben dem Bruder Gottlieb Fuchs, Glaser in Weinsberg mit Frau Christine als Taufpaten und Taufpatinnen.
 
Wie hätte Gottlieb August heute gelebt als Sohn einer Alleinerziehenden?Es ging ihm damals sicher gut, denn die Mutter von Christine Luise und deren Vater Georg David Kübler aus Sülzbach, lebten noch und haben mit größter Wahrscheinlichkeit seine Erziehung und die Verantwortung übernommen. Zudem war eine Tante in Sülzbach, die mit dem Bäcker Räuchle verheiratet war. Gottlieb ist sicherlich nicht mit seiner Mutter und ihrer neuen Familie nach Mannheim gezogen, denn bereits im Jahr 1868 findet man in Mannheim einen Eintrag, dass die Familie Kumpf, bestehend aus Luise Christine Fuchs und August Kumpf in eine Wohnung in Mannheim einziehen. Hier ist kein Kind vermerkt, allerdings war Christine Luise wieder schwanger und bekam bald eine Tochter.

Demnach dürfte Gottlieb August seine Kindheit auf dem Anwesen der Großeltern Kübler in Sülzbach verbracht haben. Wie war dort die Situation?

Dazu mehr hier:  👉👀👀
 
Georg David Kübler aus Sülzbach war Bürger, Schuhmacher und Winzer, seine Frau Rosina Magdalena, geb. Blinzinger war aus Hölzern. Deren Kinder sind entweder weggezogen, haben weggeheiratet oder sind verstorben. Nur Johanne Christine, Christine Luises Mutter, war hier. Sie hatte 1840 in Sülzbach den Marbacher Schneider und Bürger Adam Johann Georg Fuchs geheiratet und lebte seit 1844 hier. Sie war nach Gottlieb (*20.10.1840 in Marbach), der später Glaser in Weinsberg war und Christine Wilhelmine (*6.9.1842) die in Marbach geboren ist und später in Cleversulzbach verheiratet war, die dritte Tochter.
 
Ich vermute, dass hier ein großes Hin und Her war. Und als dann der fünfte Sohn Johann Friedrich wiederum ein uneheliches Kind erwartete (1876) und mit seiner Sülzbacher Frau nach Mannheim, wahrscheinlich zur Schwester flüchtete, machte das die Situation nicht besser. 
 
In diesen Wirren kann es gut sein, dass der kleine, damals 10jährige Gottlieb August schon das eine oder andere Mal mit seiner Mutter Kontakt hatte, aber sein Herz wird wohl in Sülzbach auf dem Anwesen der Küblers verankert gewesen sein. In diesem Jahr 1876, als Gottlieb 10 Jahre alt war, war sein Urgroßvater Georg David 80 Jahre alt und sollte zwei Jahre später sterben, die Urgroßmutter war bereits lange tot. Als Gottlieb August 24 Jahre alt ist, stirbt seine Großmutter. Wie die Familie dann zum Anwesen kommt, in dem meine Großeltern gelebt haben, das habe ich noch nicht herausgefunden. Auch das ehemalige Elternhaus konnte ich noch nicht finden. Nach Informationen von meiner Großcousine Elisabeth aus der Schweiz war das Haus in der Nähe der Kirche von Sülzbach. Aber meine Mutter und eine andere Großcousine, Erna, meint, dass dieses Haus abgerissen wurde. Bleibt die Frage, wo es stand!
  
(Falls jemand weiß, wo das Elternhaus stand, möge er mir bitte Bescheid geben!)
 
 

 
Gottlieb August Fuchs hat eine herzensgute Frau geheiratet. Ein Familienfoto, auf dem Christine Friederike, geb. Knölle abgebildet ist, wie sei leibt und lebt, ist eines meiner Lieblingsfotos. So viel Leben und Liebe, erzeugt von Überlebenswillen und harter Arbeit, nebenan ihr bereits blinder Mann, der so seine eigenen Hobbys hatte. Er ging oft durch die umliegenden Dörfer und predigte von Gott. Friederike hat sich deshalb nicht geschämt.
 

Hochzeit von Maria Elisabeth (Marie Lisbeth *8.3.1910 in Sülzbach) am 10.3.1934 mit Erwin Trendner. Maria Elisabeth ist die Tochter von Gottlieb August Fuchs und seiner Frau Christine Friederike, geb. Knölle.
 
Im Vordergrund sitzen Mutter Christine Friederike, geb. Knölle und Vater Gottlieb August Fuchs auf der Bank. Weitere Geschwister von Maria Elisabeth, die das 11. Kind aus dieser Ehe war, sind Gottlob August, mein Opa mit meiner Oma Frida Wieland, zweiter und dritte von links. mittlere Reihe. Dazwischen Anna mit ihrem Verlobten Paul Axter, der 5. in dieser Reihe dürfte Hermann Paul sein, dann Gustav Adolf, daneben Wilhelm mit seinen Locken.

Ein herrliches Bild, das viel Freude ausstrahlt. Der Mittelpunkt des Bilds ist die Mutter Knölle, die alles zusammenhält, vor ihr ihre Enkel, die Söhne ihres ältesten Sohns Gottlob (ganz links mittlere Reihe). 

Man kann veruchen, sich in diese Personen hineinzudenken, in die Menschen, die damals gelebt haben und eine Lebenswelt hatten, die ich nur noch ansatzweise nachkonstruieren kann. Mit dem Ziel, weitere Daten zu finden, oder meinen Stammbaum fertigzubekommen. Aber immer wieder drängt sich die Lebensgeschichte dieser Menschen in die Daten und Fakten.

Ich denke, viele Menschen heute sind ohne Wurzeln und ohne Verständnis ihrer eigenen Existenz. Ihnen fehlt etwas und sie wissen nicht, was es ist und suchen und suchen. So viele Jahrhunderte bis heute haben die Menschen sich erfolgreich  entwickelt ... und  dieser Kontext ist plötzlich für viele nicht mehr wichtig? Man gendert, setzt sich für Minderheiten ein und fordert das dritte Klo für die, die nicht mehr wissen, ob sie Männlein oder Weiblein sind. Und dann blicken die Menschen plötzlich zurück und überlegen, wann sie sich selbst verloren haben.

In den Gesichtern auf diesem Foto kann ich solche Zweifel nicht entdecken. Aber rekonstruieren wir die Biographie von Gottlieb August weiter:

Gottlieb August wurde ein gottesgläubiger rechtschaffener und fleißiger Mann, der mit seiner fleißigen und lebenslustigen Frau eine ganz neue Geschichte schrieb; die des Fleißes und der Liebe für die Mitmenschen und deren Wohl. 

Gemeinsam hatten sie 11 Kinder.


Christine Friederike Knölle wurde am 17.1.1886 in Schwabbach geboren, 7 Kilometer entfernt von Sülzbach. Sie war das neunte von insgesamt 11 Kindern.

Ihr Umfeld kann hier kurz skizziert werden:

Gottlieb war Weinbauer und Landwirt. Das spiegelt sich auch auf dem ältesten Foto, das uns erhalten
geblieben ist, wieder. Es stellt eine Szene im Weinberg dar, die Familie ist offensichtlich gerade bei
der Traubenlese. Stolz stehen da Gottlieb und Christine Friederike hinter einer Weinbutte. Fast könnte
man meinen, das Bild sei am Rauberg oben am Juhee, gemacht, im Hintergrund der Wald. Das Foto dürfte so um das Jahr 1911 aufgenommen worden sein. Es zeigt die Familie Fuchs mit 9 jungen Leuten, die meisten, wenn nicht alle sind Kinder von Gottlieb und Christine Friederike Fuchs.

Gottlieb mit Familie im Weinberg, um 1911 Gottlieb Fuchs, geb. 19.9.1866; gest. 30.1.1935, verh. mit Friederike Knölle am 4.3.1890. Hier im Weinberg bei der Arbeit mit ihren Kindern. Beide sind rechts im Bild vor der „Butte“ zu sehen. Vermutete Reihenfolge: v. l. Gottlob August, Ernst Karl, Anna,  Paulina, Frieda (Trauben), Hermann Paul oder Wilhelm Ludwig, Maria Elisabeth, Gustav, unbekannt, evtl. Wilhelmine Friederike, Eltern rechts außen.

Aus der Ehe gingen, wie schon erwähnt, 11 Kinder hervor: Diese sind  hier zusammengefasst.

 Gottlieb August muss dann bald blind geworden sein. Else, seine Enkelin, erzählte mir, dass Gottlieb
August trotz seiner Blindheit alles machen und arbeiten konnte. Und mein Vater, ebenfalls sein
Enkel, erinnerte sich daran, wie er als kleiner Junge seinen Opa durch die umliegenden Dörfer führen
musste. Gottfried predigte den Menschen von Gott.
Oft zitierte Gustav seinen Großvater und imitierte ihn: Mit zum Himmel erhobenen Händen sagte
er mit lauter kräftiger Stimme zu Beginn seiner Predigten:


„Himmelan, oh Himmelan,
lass Dein Wandel gehen.“


Die Leute kamen und hörten ihm zu und manche weinten. Er sei ein begnadeter Redner gewesen,
erzählte mein Vater. Trotzdem war es dem kleinen Gustav immer sehr peinlich, aber der Großvater zog die Menschen in seinen Bann.


Auf dem Bildausschnitt vom 10.3.1934 sieht man Oma Knölle und Gottlieb August mit
den Enkeln von links: Hermann, Richard und Gustav. Bereits 10 Monate später verstarb Gottlieb.
Da war der kleine Gustav gerade mal 8 Jahre alt. Er hatte ihn heiß geliebt, tief verehrt und viel von
ihm gelernt, aber die Welt änderte sich. Es war damals sicher eine schwierige Zeit für Werte.

Zum Schluss noch ein Bild, das ich nicht zuordnen kann:



Hier könnte ich an den Kindern weiterarbeiten, aber das wird eine spätere Geschichte ... 👉👀👀


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