2021-04-23 Ausflug nach Marbach am Neckar mit dem Wohnmobil

23.4.202: Ausflug nach Marbach und Umgebung

1. Ankunft und Schillerhöhre

2. Stadt 

3. Wanderung in der Umgebung

Eben zurückgekommen aus Marbach möchte ich Wohnmobilisten kurze Tipps geben, aber auch meine Erlebnisse und Gedanken mit einfließen lassen.

Anlass unserer Reise war eine lange Sehnsucht, endlich die Stadt kennenzulernen, in der nachweislich einer meiner Vorfahren im Jahr 1693 beim großen Stadtbrand ums Leben gekommen ist. Auch sein Bruder hat den folgenden Hungerwinter nicht überlebt. Und ... eine Abbildung von Marbach, gefunden auf der Internetseite  👉👀👀von Hexe N Trotzdem: Eine Linie hat bis heute Bestand. Ich spür nach:

anno 1686 – Marbach vor dem Stadtbrand, Forstlagerbuch Andreas Kieser

Der Felsen, unten der Fluss, daneben außerhalb die Kirche, rechts die Felder und Weinberge. Das alles interessierte mich sehr. 

Als wir dann dort ein Wochenende verbracht hatten, fanden wir alle Teile dieser wunderschönen Stadt und dieser faszinierenden Landschaft wieder. Also lasst mich beschreiben:

Zunächst fährt man den Wohnmobilstellplatz an. Hier ist im Netz eine falsche und eine richtige Adresse angegeben. Die Richtige ist nicht am Maps "Bolzplatz", der in Google Maps angegeben wird, sondern der an der Poppenweiler Straße, abbiegen in die Weimarstraße und dann gleich rechts nach dem echten Bolzplatz. 

Wohnmobile haben hier für maximal 2 Nächte Platz, kosten 5 € pro Tag und es gibt Strom, den man am Automat zusätzlich kaufen kann. Die Straße ist zwar hörbar, stört nachts aber nicht. Schatten ist hier nicht vorhanden. Das ist im Hochsommer wichtig!

Von hier aus erwandert man in ein paar Minuten die Schillerhöhe und in 20 Minuten die Altstadt

1. Schillerhöhe: Hier ist gut verweilen, in der Corona-Zeit war leider alles geschlossen, aber es gibt hier das Schiller Nationalmuseum, das Literaturmuseum der Moderne und ein Hotel mit Gastronomie. Der Ausblick und die Parkanlage lädt zum Verweilen ein. Wir konnten auch schon die ersten Einblicke in diese faszinierende Landschaft gewinnen, die uns später bei der Orientierung bei unseren Wanderungen halfen. Der Ort ist gut für eine Abendwanderung, man kann hier als Fremder die Vergangenheit vergessen und die Zukunft genießen. Wie sieht es für Einheimische aus? Gerne ersetze ich die Passage!

2. Vom Stellplatz aus gelangt man entlang der Poppenweiler Straße in nördliche Richtung zur Altstadt. Über die Wildermuthstraße rechts kommen wir  durch den oberen Torturm in die Altstadt und wir sind nach dem verrückten und lautem Verkehr rund um diese Stadt in einer anderen Welt:

Rechts eröffnet sich ein Freizeitraum in den Ruinen einer alten Burg, gerade aus verläuft die Marktstraße, die der Stadt eine Achse gibt. Hier möge sich nun jeder mit dem beschäftigen, das ihm am meisten gefällt. Die Touristinformation ist  rechts neben dem Rathaus,  Man kann auch fragen, die Marbacher sind recht nette und hilfsbereite Leute. Ihr solltet Euch nun mindestens einen Tag Zeit lassen, auch mal die Holdergassen hinauf und hnunterschlendern, und zum Neckar hinabsteigen und am nächsten Tag nochmals zum Bummeln herkommen. Das tut richtig gut.

3. Am nächsten Tag unternahmen wir eine sehr schöne Wanderung. Leider war es wieder nicht so, dass wir sofort wussten, wo  es genau langgeht. Die Beschilderung ist so, dass man sich wünscht, dass die Verantwortlichen doch einmal die Beschilderungen nachwandern und dann vielleicht ausbessern? Okay. Wir hatten die Info-Broschüren nicht mehr bekommen. Am Ende kamen wir dann aber trotzdem sehr gut an - an fraglichen Stellen konnten wir uns immer noch über das Internet retten.  

Die Landschaft macht dann alles wieder gut. Wir stiegen am Friedhof Marbach in den Wanderweg ein.  Mit einem großen Wohnmobil hier zu parken ist unmöglich. Man muss schon eine Seitenstraße ganz oben rechts vom Friedhof nutzen, um hier gut parken zu können. 

Wir durchquerten den Friedhof (hier steht am Fuß des Friedhofs die heute evangelische Alexanderkirche, die auf der mittelalterlichen Zeichnung außerhalb Marbachs liegt und vom Stadtbrand 1693 nicht zerstört wurde.

Die Alexanderkirche ist ein sehr interessanter Ort: Wahrscheinlich stand hier in karolingischer Zeit schon eine Urkirche, die ausgebaut wurde. Der Ortskern, der damals im Tal war, wurde später auf das Hochplateau verlegt, an der Kirche aber wurde festgehalten (Wikipedia weiß das alles viel besser, dort nachzulesen! )

Aber weiter geht´s!

Durch den Friedhof hindurch gelangt auf der anderen Seite auf den Panoramaweg Wanderweg Nr. 1, vorbei noch an einer Linde-Anlage und einem alten Krankenhaus. Nach ein paar Metern hat man bereits das Aussichtspavillon erreicht. Von nun ab geht es stets sachte bergauf und wir konnten die bewirtschafteten sowie die brachen Weinberge  bewundern. Zwei scharfe Abzweigungen führten und dann auf den Galgenberg, ein wunderbar gepflegtes und genutztes Naherholungsgebiet mit schönen Ausblicken. Weiter auf der Höhe und wieder ins Tal der Murr, schöne feuchte Wiesen mit Streuobst fanden wir lebende Landwirtschaft. 

Leider wurden wir wieder mit einem Übel konfrontiert, dessen Sinn uns absolut nicht einleuchtet. Weiße und grüne Plastikpakete in riesigen Dimensionen starrten uns entgegen. Im Feld gegenüber flattern über die brache Erde tausende von kleinen Bruchstücken des Plastiks der vergangenen vielen Jahre, seit diese Plastikorgien genutzt werden, um wohl Stroh oder Heu zu verpacken. Dieses Plastik findet man mannigfach in der Umgebung als große oder kleine Fetzen auf dem Acker, in der Landschaft, in den Flüssen, irgendwann als Mikroplastik. Warum wird das gemacht, während wir nebendran jeden Joghurtbecher gewissenhaft vermeiden und wo nötig getrennt entsorgen? Wir haben lange überlegt. Es muss an der Bequemlichkeit liegen. Man muss die Heu- und Strohballen nicht mehr einlagern, sonder lässt es einfach liegen. Holt es, wenn man es braucht. Heute morgen dachte ich mir: Wenn ich einen Joghurtbecher nun einfach in den Acker des Bauern werfe, dann bin ich ein Umweltsünder? Aber egal. Was bewirkt schon mein Protest .... Wir wollten ja wandern, da kommen einem halt solche Gedanken ....

Vorsicht vor den vielen E-Bikern, die nun plötzlich wie die Raketen durch die Gegend schießen. Wir retten uns über die Murr-Brücke des Wanderwegs. Da sind Steine gegen die Radfahrer angebracht und diesen Weg nimmt auch kein Radler. Hoch hinauf im Wohngebiet von Steinheim und Murr über das Tunnel hinweg und hoch über der Kläranlage wandern wir Richtung Benningen. Wer noch Essen und Trinken möchte, sollte vor dem Aufstieg gleich nach Überquerung der Murr rechts im Konsumviertel suchen oder Proviant dabeihaben. Also: Haben Sie Poviant dabei. Sonst müssen Sie in die Konsumtempel. ...

Im Wohngebiet hoch hinauf und dann auf der Ebene. Gut beschrieben nun. Wir wandern durch Natur.

Wunderbare Trockenmauern mit vielen Eidechsen zeugen von einer ehedem funktionierenden Infrastruktur und einer Harmonie von Mensch und Natur. Der Mensch hat durch die Schaffung diverser Lebensräume beigetragen zu einer Diversifizierung der Natur. Sie hat ihm das gedankt mit 1000 Jahren nahezug fruchtbaren Klimas. Nun zerstört der Mensch seine eigenen Vorteile und wird zum Feind. Die Natur wird sich rächen. Man sehe sich nur die Wunde an, die die neue Umgehung Benningen in die Landschaft schneidet. Aber auf der anderen Seite ist der Verkehr hier wirklich unerträglich. Guter Mensch, was nun? Gibt es wirklich nur die beiden Lösungen? Wäre denn weniger nicht wirklich mehrmehr? Wo ist der schlaue Schwabe? Der Denker, der Dichter?

In Benningen suchen wir vergebens nach geöffneten Lokalen. Eis, Pizza oder einen netten Antiquitätenhändler mit wunderschönen Schmalztöpfen. Aber leider ist alles zu, nur die Gastro am Neckar und die Dönerbuden in Marbach sind geöffnet. Für den Griechen in Marbach war es leider zu spät. Da wir uns irgendwie doch unterwegs versorgen wollten, müssen wir jetzt - ohne Pause - doch weiter nach Marbach. Wir überlegen, ob wir die letzten Kilometer mit der S-Bahn von Benningen nach Marbach nehmen. Hier ist ja alles zu. Der Wanderweg geht weiter durch die Unterführung der S-Bahn. Wir kommen da an, als eine Bahn gerade abfährt. Eine gute Chance, aber wir laufen lieber weiter, es ist ja nicht mehr weit. 

Hinunter ins Tal des Neckar zu laufen ist wieder ein Wechsel in eine andere Landschaft. Die ehemaligen Auen, lange schon entwässert, bezaubern trotzdem immer noch mit ihrer Struktur, es taucht die Neckarbrücke auf für Radler und Fußgänger (vorsichtig: E-Bikes unterwegs), die Möglichkeit, am Bootshaus oder aber oben in der Stadt noch eine Wegzehrung mitzunehmen.
Oder aber man will zum Wohnmobil, denn das ist immer unser Zuhause. Hier wollen wir jetzt ausruhen, Kaffee trinken und die vielen Eindrücke wirken lassen von einem Land, das schwer und voll von Geschichte und Geschichten ist.

Geschichte, der wir nachspüren können.