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Melchior Fuchs - Stadtbrand in Marbach 1692 und drumrum

anno 1686 – Marbach vor dem Stadtbrand, Forstlagerbuch Andreas Kieser
Mein Vorfahr Melchior Fuchs lebte bereits in der dritten Generation in Marbach.
Während des Pfälzischen Erbfolgekriegs (1688 - 1697) lagerten am 25. und 26.Juli kaiserliche Husaren und württembergische Dragoner unter Calrin in der Stadt Marbach auf dem Markplatz. Am 27. Juli rückten Franzosen auf die Stadt zu. Zwar hatten die Marbacher Bürger Wägen mit Dung in die Neckarfurt gestellt, um die Franzosen zu bremsen, und man hatte versucht, Hab und Gut in Sicherheit zu bringen oder einzumauern. Als aber vor allem die Bürger und Oberen die Stadt fluchtartig verließen, stellte sich Panik ein.
Die zurückgebliebenen Einwohner wurden von den einfallenden Franzosen teilweise grausam
misshandelt, um von ihnen die Verstecke von Wertsachen zu erfahren. Die meisten
wurden getötet. Die Stadt wurde daraufhin an mehreren Stellen zugleich
angezündet. Nahezu die gesamte Bebauung innerhalb der Stadtmauer wurde bis zum
Morgen des 28. Juli ein Opfer der Flammen. Alle Kirchenbücher wurden damals vernichtet.
Weiter wird berichtet, dass die Zurückgekehrten die Getreide- und Weinernte vernichtet vorfanden. Über hundert Bewohner gingen daher noch an Hunger und einer Seuche zugrunde. Obwohl sich die Franzosen nur zwei Wochen diesseits des Neckar aufgehalten hatten, geschahen in dieser Zeit Zerstörungen, wie sie die meisten betroffenen Städte ist dahin nicht erlitten hatten. In den Wirren dieser Zeit lebte auch die Familie Fuchs in dieser Stadt.
Siehe auch Melchior Fuchs, Enkel des Hippolyt Fuchs, der nach Marburg eingewandert war👉👀👀Melchior heiratete um 1645/50 das erste Mal. Der Vorname der Ehefrau war Agnes. Die Tochter Anna Maria war das einzige Kind aus dieser Ehe. Sie heiratete Jakob Knödlin, Bauer in Marbach und hatte vier Kinder, von denen bereits zwei im Kindesalter verstarben. Auch Anna Maria verstarb bald darauf. Aber die Tochter der Anna Maria und des Jakob Knödlin, auch Agnes genannt, überlebte und blieb auch nach der zweiten Heirat ihres Vaters bei ihrer Familie.
Mit der zweiten Ehefrau hatte Melchior sechs Kinder, dokumentiert sind die drei Geschwister Caspar, Agatha und Melchior.
Caspar, unser direkter Vorfahr, übernahm im Jahr 1688 Haus und Hof des Vaters Melchior. Haus und Hof wurden bei der Übergabe mit 500 Gulden bewertet, von denen Caspar einen Teil sofort bar bezahlte. Den Rest musste er abarbeiten durch Bewirtschaftung jener Äcker, die der Vater für sich zurückbehalten hatte, sowie regelmäßige Geldzuwendungen an den Vater, eine Art Taschengeld.
Melchior Fuchs, Vater des Caspar, war wohl sehr fleißig und sparsam. Beim Tod seiner ersten Frau hatte er sogar 90 Gulden Schulden, allerdings erwirtschaftete er während seiner zweiten Ehe ein Vermögen von rund 700 Gulden[1] . Damit gehörte er sicherlich nicht zu den Reichsten, hatte es aber doch zu einigem Wohlstand gebracht.
Aber zurück zum Jahr 1693, als der Stadtbrand wütete:
Als 1693 die französischen Heere Marbach belagerten, ergriffen viele Leute die Flucht. Gebrechliche und kranke Menschen wurden in der Stadt zurückgelassen, unter ihnen auch Melchior Fuchs, geb. 1620. Damit war er zu diesem Zeitpunkt 73 Jahre alt. Er war vermutlich an der Seuche erkrankt, die die Marbacher "Kopfkrankheit" nannten. Diese Erkrankung schwächte die Erkrankten derart, dass sie wochenlang ans Bett gefesselt waren und „nicht einmal den Kopf“ heben konnten. Melchior Fuchs wurde, so heißt es in einem Bericht, von den Seinen auf den Wagen gesetzt, aber wieder davon heruntergetan und zurückgelassen.
Die Stadt wurde am Abend des 28. Juli 1693 vermutlich an mehreren Stellen gleichzeitig angezündet. Sie brannte nahezu vollständig ab. Die Alexanderkirche und wenige, meist außerhalb der Stadtmauern gelegene Gebäude überstanden die Zerstörung.
Als die Stadt brannte, wollte Melchior Fuchs wohl aus dem Haus auf die Gasse fliehen. Die zurückgekehrten Bürger fanden seine Leiche in der Strohgasse liegend, beim geistlichen Verwaltungskeller und den Häusern von Johann Christoph Hemminger und Johann Kodweiß - besser gesagt, bei den Ruinen der Häuser. Melchior Fuchs´s Leiche war stark verkohlt.
Auf der Flucht vor den Französen wurden die Eltern von der älteren Tochter Agnes aus 1. Ehe getrennt. Erst 14 Jahre später erfuhr die Familie vom Schicksal ihrer Tochter. Halb erfroren und verhungert wurde sie Anfang Dezember 1693 in einem Ort bei Schorrendorf von einer Familie aufgenommen, starb dort aber in der Neujahrsnacht am 31.12.1693. Erst damals wurde der Totenschein ausgestellt und ist aktenkundig.
Agatha, Tochter des Melchior, starb im Dezember 1693 in Erdmannshausen, wo sie mit ihren Kindern unterkam, als das Haus in Marbach abgebrannt war. Ihr Bruder Melchior zog nach Stuttgart und brachte es bis zum Hofwagner.
Einige der Geflohenen kehrten nicht wieder zurück, von den übrigen erlebten etliche den darauffolgenden Winter nicht, da neben den Häusern auch die Vorräte vernichtet worden waren. Auch Hippolyt "Pältin" Fuchs, der Bruder unseres Melchior, starb an den Strapazen der Flucht und dem Hungerwinter. Nach 1.478 Einwohnern im Jahr 1692 wurden 1695 in Marbach nur noch 609 Personen gezählt.[2]
[1] Mit 200 Gulden konnte mal damals einen Hof mit Stall und Scheune kaufen.
[2] https://hankertsmill.blogspot.com/search?q=Fuchs
[3] http://hankertsmill.blogspot.com/2015/, Zugriff am 1.7.2019